Offener Brief
Herrn Staatsminister Martin Dulig
Sächsisches Staatsministerium für
Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
Wilhelm-Buck-Straße 2
01097 Dresden
Offener Brief zur Aktivierung der Bahnstrecke Löbau – Ebersbach
Conrad Clemens und die Bürgermeister von Löbau und Ebersbach-Neugersdorf fordern eine erneute Überprüfung der Aktivierung der Bahnstrecke Löbau-Ebersbach von Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig.
Sehr geehrter Herr Staatsminister Dulig,
der Freistaat Sachsen hat in seinem Koalitionsvertrag die Reaktivierung von Bahnstrecken vereinbart und bereits im vergangenen Jahr einige Strecken dafür überprüft. Mit dem heutigen Schreiben schlagen wir Ihnen eine erneute Überprüfung der Strecke Löbau-Ebersbach in der Oberlausitz vor.
Die Oberlausitz liegt zwar auf den ersten Blick am Rande Deutschlands, doch wenn man genauer hinsieht, im Herzen Europas. Um das Potenzial der besonderen geografischen Lage zu nutzen, braucht es einen attraktiven ÖPNV in der Region und gute Anbindungen in die Grenzorte und darüber hinaus.
Die Bahnstrecke Löbau–Ebersbach würde zunächst die beiden Städte Löbau und Ebersbach-Neugersdorf und die dazwischen liegenden Gemeinden Großschweidnitz und Dürrhennersdorf besser erreichbar machen. Auch würde die Strecke die beiden wichtigen Bahnstrecken Dresden-Görlitz und Dresden-Zittau miteinander verknüpfen, wodurch Görlitz als Kreisstadt und auch Bautzen für das Oberland deutlich besser mit dem ÖPNV erreichbar wären. Eine solche Bahnverbindung würde auch Löbau und das Oberland als Tourismusstandorte stärken.
Darüber hinaus ergibt sich das Potenzial, die Strecke langfristig mit unseren tschechischen Partnern bis Rumburk oder gar in die Böhmische Schweiz weiterzuentwickeln und den Mehrwert der geografischen Lage der Region zu nutzen.
Die Strecke Löbau-Ebersbach konnte im vergangenen Jahr den 150. Jahrestag ihrer Inbetriebnahme feiern. Das zeigt: Die Oberlausitz ist Bahnregion. An diese Tradition gilt es anzuknüpfen, um die Zukunft positiv zu gestalten.
Wie Sie wissen, kommt das Gutachten vom April 2021 allerdings zu dem Ergebnis, dass auf der Strecke von Löbau nach Ebersbach-Neugersdorf kein wirtschaftlicher Betrieb in Aussicht gestellt werden könne. Leider wird für die Strecke, auch in Kombination mit der Strecke Niedercunnersdorf nach Oderoderwitz (Herrnhuter Bahn), kein ausreichendes Fahrgastpotenzial im Verhältnis zu den notwendigen Investitionskosten gesehen. Zudem weist das Gutachten einen überaus hohen Zuschussbedarf für den späteren Betrieb auf.
Wir glauben aber an die Notwendigkeit und den Mehrwert dieser Strecke. Möglicherweise käme man bei getrennter Betrachtung der beiden Strecken zu einem anderen Ergebnis. Außerdem geht das Gutachten fälschlicherweise von einer geringen regionalen Unterstützung aus. Wie dieser Brief zeigt, gibt es eine große Unterstützung aus Kommunalpolitik und der Bevölkerung für die Strecke Löbau-Ebersbach.
Für die Menschen in der Region wäre eine Bahnverbindung zwischen Löbau und Ebersbach eine Steigerung der Lebensqualität. Damit wäre eine Aktivierung auch ein großer Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Erreichung gleichwertiger Lebensverhältnisse.
Daher fordern wir in einem ersten Schritt, diesmal die beiden Strecken getrennt voneinander zu betrachten und zunächst die Strecke Löbau–Ebersbach einer standardisierten Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen zu unterziehen.
Mit freundlichen Grüßen aus der Bahnregion Oberlausitz
Conrad Clemens, Staatssekretär und Landtagskandidat
Albrecht Gubsch, Oberbürgermeister Große Kreisstadt Löbau
Verena Hergenröder, Bürgermeisterin Stadt Ebersbach-Neugersdorf